Bevor die Skepsis des Verfassers gegenüber der heutigen amerikanischen Administration deutlich wird, sei vorweg betont, dass Deutschland 1945 von den Amerikanern nicht nur besiegt sondern vor Allem befreit wurde. Seither besteht für viele Menschen in Deutschland eine zeitlose dankbare Verbundenheit mit den Amerikanern.
In den letzten 70 Jahren betrachteten die USA große Teile der Welt, inklusive Europa als lukrative Absatzmärkte, die es vor anderen Einflüssen zu schützen galt. Daher waren der atomare Schutzschirm und die Kosten der Nato für die USA ein Teil der Investitionen in diesem „Deal“.
Heute scheinen die „America first“ Anhänger diese Strategie nicht mehr weiter verfolgen zu wollen.
Die Zurückhaltung Deutschlands in globalen Konfliktsituationen kommt in den USA ohnehin nicht sonderlich gut an. Man fühlt sich berechtigter Weise in weiten Teilen der amerikanischen Bevölkerung von den europäischen Staaten übervorteilt.
Es ist daher nur folgerichtig, dass man sich in Amerika fragt, wie zukünftig die Kosten für die militärischen Zusammenarbeit aufgeteilt werden.
Europa hat damit die einmalige Chance seine Souveränität mit einer eigenen Offensive zur zukünftigen Kooperation im Verteidigungsbereich und in der globalen Entwicklungshilfe unter Beweis zu stellen.
Alle europäischen Staaten zusammen produzieren ca. 150 unterschiedliche Waffensysteme, wie auch die Bundeskanzlerin bereits eingeräumt hat. Amerika hat mit seinen 50 Waffensystemen deutliche Vorteile vor allem von der Kostenseite her.
Um Gleiches in Europa zu erreichen, wäre also zunächst mal eine europaweite Bestandsaufnahme aller Rüstungsproduktionen erforderlich, wenn diese nicht bereits vorliegt.
Mittelfristig werden Zug um Zug Waffensysteme und Planungen für die Zukunft so synchronisiert, dass am Ende ein Einspareffekt von 30-40% zu der heutigen Situation realistisch ist.
Parallel fragt man bei den USA höflich und diplomatisch an, welche Kosten für den europäischen „Schutzschirm“, von den USA tatsächlichen beziffert werden.
Um das gemeinsame Vorgehen aller europäischen Staaten sicher zu stellen, erhält jedes Land von vorne herein die Garantie, dass durch die angestrebten Synergieeffekte keine nationalen wirtschaftlichen Nachteile entstehen.
Es ist dabei nicht die Rede von gemeinsamen Truppen oder einer Europaarmee.
Damit wird für „America first“ klar, wieviel Amerika an Rüstungsexporten gegenüber einem „Europa first“ verlieren wird.
Die erste Stufe der Verhandlungen zu einem „Deal“ mit guter Ausgangssituation ist damit erreicht.
Ob dann wirklich jedes Land 2 % des Haushaltes in Rüstung stecken muss oder ob Europa mit seinem Selbstbewusstsein Einfluss auf den wiedererstarkten Rüstungswettlauf nehmen kann, wird man sehen.
Neben den Rüstungsaufwendungen der Nato als Verteidigungsorganisation sind auch die Investitionen für friedensstiftenden Maßnahmen in den Entwicklungsstaaten Bestandteil einer gerechten Kostenverteilung unter den Mitgliedsstaaten des nordatlantischen Bündnisses.
Weiter passiv nur auf „Uncle Sam“ zu setzen, wird Europa weltpolitisch auf jeden Fall in die Bedeutungslosigkeit führen.
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